Donnerstag, 26. März 2015

Die Nacht der tanzenden Schritte

Hey ihr Lieben,

ich wollte Euch heute mal eine kleine Leseprobe zeigen.
Momentan schreibe ich natürlich wieder an einem neuen Buch:)
Ich habe vor es "Die Nacht der tanzenden Schritte" zu nennen.
Was haltet ihr davon?
Ich freue mich sehr über eure Meinungen...:D
Gerne könnt ihr sie mir auch per Mail schreiben (antonia.wesseling@web.de)

Hier die Leseprobe:


 

                                     Prolog
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Als kleines Kind hatte sie immer davon geträumt frei zu sein.                             
So zu leben wie ein Vogel, der die Flügel bloß ausstrecken musste und dann in die Lüfte empor glitt.                                                                                  
 Im Sommer hatte sie manchmal stundenlang draußen gelegen und unter ihrer Decke das Gras gespürt. Dabei hatte sie den Kopf in Richtung Himmel gelegt und das Kreisen der unterschiedlichsten Arten von Vögeln beobachtet. Genau das war es wahrscheinlich auch, was ihr die Freude am Tanzen gebracht hatte.                                                            
Tanzen fühlte sich für sie magisch an.                                                           
Man musste bloß die Augen schließen, sich drehen und die Gedanken waren frei, frei von Sorgen, frei von Kummer.                                                 
 Das alles bewirkte zum Teil die Musik, zum Teil ihre Leidenschaft dafür.                                                                                                          
 Manchmal hatte sie den Eindruck, alles, was ihr auf dem Herzen gelegen hatte, wurde aufgewirbelt und verschwand. Zumindest solange sie noch tanzte.                                                                                                    
Meist kamen all diese Dinge wieder sobald sie wieder voller Vernunft und Verstand auf beiden Füßen stand.                                                                     
Es war wie eine Sucht für sie. Sie merkte, dass sie ohne diese Bewegungen, ohne Plié und Tutu niemals leben konnte.                                                                         
Aber all diese Magie fand nur in ihrem vertrautestem Umfeld statt. Im Ballettsaal oder ihrem Zimmer war sie eine Ballerina, auf den Bühnen der Welt war sie ein Niemand.                                                                            
 Es reichte nämlich nicht nur das richtige Gefühl zu der richtigen Musik zu haben, jeden Tanzschritt aufs Blut zu beherrschen, NEIN! Man musste, wenn man groß heraus kommen wollte, das Zeug zur Berühmtheit haben. Aber das hatte sie nicht.  
An jenem Tag schneite es ununterbrochen. Es waren die ersten Flocken in diesem Jahr, die wirklich vom Himmel gefallen waren.                                  
Einmal war sie nämlich schon mit ihren Freundinnen im Theater, wo eine Nachstellung gezeigt wurde.                                                                            
 Es war ein netter Abend gewesen, aber nichts gegen die Realität. Sie mochte Schnee.                                                                                                 
 Auch wenn es unheimlich kalt draußen war und sie bei dem Schneeschippen vor der Tür helfen musste. Trotzdem war es immer etwas aufregend.                                                                                         
 Außerdem konnte man hervorragend tanzen. Während ihr Vater an diesem Nachmittag, es hatte seit dem Morgen noch Berge nachgeschneit, den Bürgersteig freiräumte, war sie in ihre Strumpfhose geschlüpft, hatte die Stulpen über die Knie gestreift und ließ ihren Vater, der das Mädchen über alles liebte an ihrer Begeisterung am Ballett teilnehmen.                                                                                      
 Auch wenn es nach ihrer Mutter für ihre Kleidung viel zu kalt draußen war, hatte sie sich nicht davon abhalten lassen und schlitterte nun über die vereisten Stellen auf der Straße.                                                                            
„Es ist so wunderbar“, jauchzte sie und trällerte ein paar erste Weihnachtslieder.                                                                                                                                                                                                                                                           
„Mein tanzendes Schneewittchen“, lächelte ihr Vater. Sie liebte es, wenn er sie so nannte. Sie fand, dass diese märchenhaften Worte etwas Liebevolles hatten. Und ein jeder hätte gelogen, wenn er die Ähnlichkeit Ihrer und die der Märchenprinzessin verleugnet hätte. Mit den blutroten Lippen, der schneeweißen Haut und dem dunklen Haar, das der Farbe von Ebenholz glich, schien es manchmal, als sei das  tanzenden Mädchen auf der Straße dem Märchenbuch geradeweg entsprungen. Und selbst wenn sie mittlerweile vielleicht schon zu alt für so etwas war, träumte sie manchmal noch klammheimlich davon irgendwann tatsächlich ihren Prinzen kennenzulernen. „Man muss nur an ein Wunder glauben“, hatte ihre Mutter zu ihr gesagt, als sie noch ein Kind gewesen war. Sie hatte ihr etwas aus dem dicken Geschichtenbuch vorgelesen, ihr danach behutsam die Decke über den Leib gezogen und ihr einen Kuss auf die zarte Stirn gedrückt. Oh wie sie ihre Eltern doch liebte. Sie waren ein Team. Bestimmt für die Ewigkeit. Sie tanzte um ihren Vater herum und warf ihm ihr schönstes Lächeln zu. „Darf ich bitten, der Herr?“, kicherte sie, warf ihm eine Kusshand zu und griff schließlich nach seiner Hand. Er taumelte, hatte nicht damit gerechnet, aber lachte plötzlich. „Gerne, die Dame“, säuselte er. Und so glitten ihre Füße langsam im Takt des Schneefalls über die Straße und sie beide erfüllte die größte Gleichgültigkeit gegenüber all jenen, die ihnen einen verwirrten Blick zuwarfen. „Du bist eine begnadete Tänzerin, mein Schatz. Es ist so schade, dass du es dir nicht anders überlegt hast“, antworte ihr Vater dann.                                                                                               
 Sie wusste sofort, wovon er gesprochen hatte. Immer wieder wollte er sie dazu bringen ihr Publikum zu erweitern.
Er konnte einfach nicht verstehen, dass sie Angst hatte.
Angst vor den vielen Menschen, deren erwartungsvollen Gesichtern und dem Gefühl von Gelähmtheit in ihren Bein, dass dann eintreffen würde.

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